Besuch des Bayerischen Landtages
„Wir werden eine Petition schreiben...“
Wie kam es zu diesem Entschluss bei den Schüler*innen der Klasse 10 a? – Der Reihe nach:
Ausgangspunkt war die Einladung der Klasse 10 a in den Bayerischen Landtag kurz vor den Osterferien. Das Maximilianeum kannten die Schüler*innen bisher nur als imposantes Gebäude aus der Ferne – U-Bahn – Haltestelle Max-Weber-Platz – und jetzt durften sie das bayerische Herzstück der Demokratie betreten und ganz nah an die pulsierende Welt der Abgeordneten heranrücken.
Für diesen Ortstermin bereitete sich die Klasse in ihrem PuG- Unterricht bestens vor, sie lernten den Aufbau, die Aufgaben und auch die geschichtlichen Hintergründe für den Bau des Maximilianeums kennen. Bis heute beherbergt das Maximilianeum nicht nur die momentan 205 bayerischen Landtagsabgeordneten, sondern auch ca. 50 hochbegabte Stipendiaten. Das ist schon sehr beeindruckend!
Kurz nach der Ankunft an der wunderschönen Westpforte des Maximilianeums mussten alle Schüler*innen – es fehlte an diesem Tag kein einziger! – zunächst durch die Eingangskontrolle, bevor eine Mitarbeiterin des Besucherdienstes die Klasse in Empfang nahm. Bei einem kurzen Briefing zeigte die Klasse, dass sie bestens vorbereitet war und die Grundlagen der Bayerischen Politik verstanden hatte. Sie wussten auch, dass die wichtigste Person im Bayerischen Landtag Ilse Aigner und nicht etwa – wie viele glauben – Markus Söder ist. Dafür holten sie sich ein extra großes Lob von der Mitarbeiterin ab.
Das erste Highlight des Tages war die Teilnahme an der Haushaltsdebatte im männlich dominierten bayerischen Landtag – leider nur für eine Stunde auf den Zuschauerrängen, wo man ganz brav sitzen musste, denn oft reizten die Reden zu Kommentaren und Zwischenrufen. Schnell war klar, dass die Abgeordneten nur den Rednern ihrer eigenen Partei Beifall spendeten und es war schon verwunderlich, wie wenig interessiert manche Abgeordneten an den Reden ihrer Kollegen waren, sie waren oft anderweitig beschäftigt, vertieft in Akten, Laptop und Smartphone, es herrschte ein Kommen und Gehen, fast wie am Hauptbahnhof.
Dann folgte das angekündigte und mit Spannung erwartete Gespräch mit den Abgeordneten – aber es kam nur Sanne Kurz, die Abgeordnete von Bündnis90/Die Grünen im Bayerischen Landtag. Andere eingeladene Gäste wie Markus Rinderspacher oder Michael Piazolo erschienen leider nicht. Die anfängliche Enttäuschung konnte aber Sanne Kurz auffangen, denn sie hielt einen sehr lebendigen Vortrag und beantwortete verständlich und prägnant die Fragen der Schüler*innen. Sie deckte von ihrem Bildungs- und beruflichen Hintergrund eher die schöngeistige Ebene ab, sie arbeitete beim Film, bevor sie in den Landtag gewählt wurde und dort aufgrund ihrer persönlichen Interessen schwerpunktmäßig im Ausschuss für Wissenschaft und Kunst aktiv ist.
Die Klasse erfuhr, dass alle Ausschüsse öffentlich sind und dass jeder Bürger das Recht hat, eine Petition an den Bayerischen Landtag zu schicken. Und hier rannte Sanne Kurz offene Türen ein. Die Schüler*innen würden gerne engagierter in der Politik mitmischen, mit 16 Jahren wählen gehen, aber die Sache hat ihrer Meinung nach einen reisengroßen Haken. Verantwortlich ein Kreuzchen setzen könne man doch nur, wenn man in der Politik Bescheid wisse, doch wie solle man sich in der Realschule in nur einem Schuljahr, dem letzten, in dem die Zeit ohnehin knapp bemessen ist, all die Grundlagen und Hintergründe zu allen politischen Themen und auf allen Ebenen aneignen? Für die Schüler*innen war unisono klar: In der Realschule muss der PuG-Unterricht ausgeweitet werden und es muss spätestens in der 9. Klasse damit begonnen werden! Und damit stand der Entschluss der Klasse fest: Die Klasse 10 a wird handeln und sich mit ihrem Anliegen an den Bayerischen Landtag wenden. Und am liebsten hätte die Klasse gleich noch im Landtag begonnen, die Petition aufzusetzen. Doch es musste erst der Tagesplan abgearbeitet werden.
Sanne Kurz beschrieb ihren Weg in die Politik und zu den Grünen. Ausschlaggebend für das Engagement in dieser Partei waren für sie die basisdemokratischen Strukturen, die Offenheit für feministische Positionen und die soziale Ausrichtung der Partei. Wären mehr Abgeordnete zugegen gewesen, hätte wohl der Zeitplan gar nicht eingehalten werden können, denn die Schüler*innen waren neugierig, diskussionsfreudig und hatten viele, viele Fragen. Der Vormittag war im Nu vorüber und es folgte ein leckeres Mittagessen mit Schnitzeln und Pommes sowie Käsespätzle mit krossen Zwiebelringen für die Vegetarier.
Bei der Verabschiedung bekamen die Schüler*innen noch Infomaterial zum bayerischen Landtag und die begleitenden Lehrer*innen die Zusicherung, dass sie gerne mit einer Klasse aus der WRR wiederkommen dürften. Besser kann es doch gar nicht laufen!
Nach dem Mittagessen ging es zu Fuß durch den Hofgarten vorbei an der Bayerischen Staatskanzlei Richtung Ludwig-Maximilians-Universität. Den Abschluss des Tages bildete der Besuch der Ausstellung zur Weißen Rose in der LMU. Dies war ein sehr besinnlicher Moment, der den Schüler*innen in dieser historischen Situation, aber auch auf einer allgemeinen Ebene zeigte, dass politisches Engagement, Mut und Widerstand wichtig sind, wenn es darum geht, für die Demokratie einzutreten. Demokraten fallen nicht vom Himmel, gerade die Lehrer*innen sind aufgerufen, die dafür notwendigen Grundlagen bei den Schüler*innen zu legen. Demokratie muss gelernt und gelebt werden.
Maximilianeum und LMU sind sich nicht fremd, denn gleich nach dem zweiten Weltkrieg tagte der bayerische Landtag in der zerstörten Stadt vorübergehend in der LMU, bevor er nach zwei weiteren Provisorien das Maximilianeum als dauerhaften Sitz bezog – auch das haben die Schüler*innen im Unterricht gelernt.
Es war für die Klasse 10 a und auch die begleitenden Lehrkräfte Maria Gerteisz und Bastian Ligniez ein ereignisreicher Tag, der viel Diskussionsstoff und wichtige Sujets zum Nachdenken bot. Ob die Petition der Schüler*innen etwas bewirken kann, wird sich zeigen. Wünschenswert wäre es zweifellos.
Maria Gerteisz, M.A.
StRin (RS)