„Ich finde mein Arbeitsblatt nicht mehr.“, „Die Jungs lassen uns in der Pause nie mitspielen!“, „Ich habe die Vokabeln aber wirklich gelernt! Warum habe ich es jetzt nicht geschafft, eine gute Note zu erhalten?“, „Ein Handout für`s Referat? Wie geht das?“ sind nur einige der Anliegen, die tagtäglich an eine Lehrkraft herangetragen werden. Meist geschieht das zum Stundenwechsel, auf dem Flur oder dann, wenn alle anderen Mitschüler*innen darauf, warten, dass der Unterricht weitergeht.
Häufig ist es nicht möglich, jeder einzelnen Situation und Fragestellung die Aufmerksamkeit und Zeit zu schenken, die diese bräuchte.
Aus diesem Grund wurden an unserer Schule von der 5. bis zur 8. Klasse jeweils zwei Wochenstunden dafür reserviert, genau diesen Themen Beachtung zu zollen. Das eigens von der WRR erschaffene Fach, das diese Aufgabe übernimmt, heißt Kompetenzwerkstatt (KW).
Darin kommen zwei große Bereiche zum Tragen.
Zum einen werden grundlegende Kompetenzen und Skills ausführlich erläutert und in Kooperation mit anderen Fächern eingeübt. Dabei findet eine Steigerung des Schwierigkeitsgrads entsprechend der Jahrgangsstufe statt. In der 5. Klasse geht es dabei noch um Themen wie „Wie teile ich mir meine Schülerlernzeit sinnvoll ein?“ oder „Welche verschiedenen Arten, Vokabeln zu lernen gibt es eigentlich?“. In den höheren Jahrgangsstufen geht es zum Beispiel um einen verantwortungsbewussten Medienkonsum oder die Frage, wie man sinnvoll im Internet recherchieren kann.
Zum anderen geht es im Fach Kompetenzwerkstatt darum, die Persönlichkeitsentwick-lung jedes Einzelnen und ebenfalls die Gemeinschaft zu stärken. Dazu haben die Lehrkräfte unserer Schule eine Fortbildung des Trägers LionsQuest absolviert. Ein Kind, das sich in der Klasse wohlfühlt und ein positives Selbstbild hat, lernt leichter als eines, das sich wenig zutraut und allein gelassen fühlt. Der Blick wird ausgeweitet und schafft etwas, was in der Schule häufig keinen Raum findet: Nicht die Defizite und der Lernerfolg stehen hier im Fokus, sondern das Individuum und seine Stärken. Ebenfalls werden Sozialkompetenzen eingeübt, die den Kindern aufzeigen, was sie selbst zu einem angenehmen Klima beitragen können.
Der Klassenrat beispielsweise ist für die Schüler*innen der 5. und 6. Klasse ein wichtiges Ritual, das einmal in der Woche in einer dafür im Stundenplan verankerten Stunde stattfindet. Überraschend professionell übernehmen sie hier Rollen wie den „Klassenratsvorsitz“, den/die „Regelwächter*in“ oder „Zeitwächter*in“. Das Ziel ist es, dem Einzelnen Gehör zu schenken und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Das Fach Kompetenzwerkstatt gibt uns deshalb allen Rückenwind. Unsicherheiten der Schüler*innen werden ausgeräumt, Noten und Leistungen machen einmal Pause und Lehrkräfte dürfen sich in dieser Zeit einmal ganz ihrer pädagogischen Aufgabe widmen.
Ein Kind, das sich in der Klasse wohlfühlt und ein positives Selbstbild hat, lernt leichter als eines, das sich wenig zutraut und allein gelassen fühlt.
Fr. Gutknecht