Deutsch-Französischer-Tag 2023
Vive l'amitié franco-allemande! - Es lebe die deutsch-französische Freundschaft!
Am 22. Januar 2023 jährte sich der deutsch-französische Freundschaftsvertrag, den der französische Präsident Charles de Gaulle und der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer 1963 im Élysée-Palast unterzeichnet haben zum sechzigsten Mal. Aus zutiefst verfeindeten Nachbarsstaaten, die schreckliche Kriege gegeneinander geführt haben –
– man sprach immer von Erbfeinden (= ennemis héréditaires) – wurden mit den Jahren Freunde, mal war die Freundschaft innig und lebendig, dann wieder distanzierter und konfliktbeladener. Viel hing immer davon ab, wie sich der jeweilige französische Staatspräsident mit dem deutschen Bundeskanzler verstand, stimmte die Chemie, dann waren Deutschland und Frankreich auch der unverzichtbare Antriebsmotor für die EU. Charles de Gaulle und Konrad Adenauer hatten, als sie den Vertrag unterzeichneten, vor allem die Jugend im Blick. Junge Menschen sollten vorurteilsfrei aufeinander zugehen, auf ihnen ruhte die Hoffnung auf Versöhnung. Deshalb wurde im gleichen Jahr das deutsch-französische Jugendwerk gegründet, das den Austausch zwischen den Jugendlichen beider Länder fördern sollte.
Wie steht es heute mit dieser Freundschaft? Ulrich Wickert, langjähriger Korrespondent der ARD in Frankreich und ausgewiesener Kenner dieses Landes schrieb dazu am 30. Januar 2023 in der Süddeutschen Zeitung: „Als Optimist glaube ich: Krieg zwischen Deutschen und Franzosen ist Vergangenheit. Ist uns aber bewusst, dass in beiden Ländern viel mehr in die Zukunft investiert werden muss? Immer weniger Schüler lernen Französisch oder Deutsch. Zu wenig wird die Kultur der Nachbarn unterrichtet. Das ist verhängnisvoll. Zu wenig wird die Bedeutung der Gemeinsamkeit für Europa vermittelt. Zu wenig in den Schulen, zu wenig in der Politik. Ich halte das für sehr gefährlich….“
Damit Frankreich in den Gedanken der Schüler*innen präsent und lebendig bleibt, hat die Klasse 10 C im Rahmen des Französisch- und PuG-Unterrichts mit drei Schautafeln und einer Fensterfront in der Aula der WRR die enorme Bedeutung und Tragweite des Elysée-Vertrages herausgestellt. Dekoriert wurde mit Fähnchen und Luftschlangen in den Farben Frankreichs, Deutschlands und der EU – damit sollte die Aufmerksamkeit aller im Schulhaus erregt werden, was erfolgreich gelang. Diese Tafeln fielen ins Blickfeld der Schüler*innen, Lehrer*innen, etc., so dass niemand achtlos daran vorbeiging, manch eine/r auch genauer hinschaute, sich die Zeit zum Lesen und Betrachten der Bilder nahm, nachdachte oder auch mit anderen darüber sprach.
Anlässlich dieses bedeutenden „Festtages“ wurde in der Schulmensa ein leckeres französisches Menü zubereitet. Unsere Küchenchefin Régine kreierte eine herrliche Ratatouille als Hauptspeise und zauberte als Dessert eine Mousse au chocolat, bei der einem das Wasser im Munde zusammenlief. Schlemmen wie die Franzosen, das können auch wir in Vollendung!
Und weil unsere Fachschaft aus leidenschaftlichen Frankreich-, Franzosen- und Französischliebhaber*innen besteht, haben wir für dieses Schuljahr noch mehr geplant: Der Besuch der Simone de Beauvoir-Ausstellung, France-Mobil, ein französicher Film im Theatiner mit Abstecher ins Institut franςais, ein Theaterworkshop mit den Kammerspielen zu den Werken von Édouard Louis, dem großen gegenwärtigen Erfolgsautor in Frankreich, der mit seinen autofiktionalen Texten den Finger bewusst in Wunden legt, die weh tun und dies immer, immer wieder, in ständiger Wiederholungsschleife.
Wir jedenfalls sind mit „Esprit“ und „heißem Herzen“ dabei, um die Worte Ulrich Wickerts aufzunehmen, wenn es darum geht, die deutsch-französische Freundschaft lebendig zu halten. Wir wollen mit Offenheit, Interesse und Neugierde auf unsere Nachbarn zugehen, voller Respekt und Wertschätzung, mit viel, viel Liebe und dem festen Willen unsere Zukunft gemeinsam mit vielen produktiven Ideen attraktiv, facettenreich und bunt zu gestalten. Wir wollen unbeirrt das fortführen und vertiefen, wofür Adenauer und de Gaulle das Fundament gelegt haben: „ Il ne s’agit pas seulement d’une réconciliation commandée par les circonstances. Ce qui se produit, en vérité, c’est une espèce de découverte réciproque des deux voisins, dont chacun s’aperçoit à quel point l’autre est valable, méritant et attrayant.“
Maria Gerteisz, StRin (RS)